„In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen.“ (Apg 11,26) Was ein „Christ“ sei, darum wird seit 2000 Jahren gerungen. Zwei Denkanstöße aus dem Ringen des vergangenen Jahrhunderts sollen hier genügen.
Dem bekennenden Christen, der in einer erkennbaren Beziehung zu Jesus Christus lebt, wurde der „anonyme Christ“ zur Seite gestellt. Wo immer einer selbstvergessen liebt, liebt er mit Christus. Und ohne Gott kann keiner lieben. Allerdings macht solches Handeln die Liebe Gottes zwar erfahrbar aber noch nicht erkennbar.
Daher kann die Definition des Christen als ein Liebender nicht erschöpfend sein. Der christliche Glaube ist mehr als eine Moral. Den Christen kennzeichnet nicht seine eigene Gutheit, sondern sein Glaube an und sein Bekenntnis zu der Gutheit Gottes, die sich in Jesus Christus unübertroffen geoffenbart hat.
In Antiochien ist „christianos“ ein Synonym für „Jünger“. Einer also, der an Jesus glaubt, ihn kennt und liebt, ihm vertraut, mit ihm handelt und sich zu ihm bekennt.
Anverwandt sind den Jüngern alle, die wie Christus lieben und so die Liebe Gottes unerkannt verwirklichen. Und es kann sein, dass in der Gemeinde sich welche der Liebe Christi verweigern und außerhalb der Gemeinde sich welche ihr zur Verfügung stellen.
Anverwandt sind den Christen schließlich alle Menschen, weil sich Christus in seiner Menschwerdung mit allen Menschen verbunden hat. Es kann also sein, dass sich ein Mensch durch seine bösen Taten oder Worte von Christus trennt. Christus aber trennt sich nicht von ihm.
Uns aber, Gott,
lass in Wort und Tat
Deinem Sohn
immer ähnlicher werden,
nach dem wir
seit Antiochia
Christen heißen.
Amen.
Fra‘ Georg Lengerke