Unwiederbringlich 1 Kön 19,19-21

Jede Entscheidung für einen bestimmten Schritt in unserem Leben bringt unendlich viele Entscheidungen gegen mögliche Alternativen mit sich. Jede Entscheidung ist ein „Massenmord an Möglichkeiten“ (Rainald Grebe).

Die vielen Neins, die nichtgewählten Möglichkeiten, kommen erst dann wieder zum Vorschein, wenn sie weh tun, oder wir feststellen, dass wir in Wirklichkeit noch gar nicht Abschied genommen haben.

Wenn die einmal getroffene Entscheidung fraglich wird und schwer durchzuhalten ist, steht uns vor Augen, was wir eigentlich zurück gelassen haben: die eigentlich verlassene Freundin oder der eigentlich versprochene Verzicht. Und es wird fraglich, ob unser Ja wirklich ein Ja und unser Nein wirklich ein Nein war.

Oder es bleiben Autoritäten und Einflüsse mächtig, von denen wir uns nie wirklich verabschiedet haben. Z. B. Mütter und Schwiegermütter, die die Wohnung und das Leben von Neuverheirateten einrichten. Väter und Schwiegerväter, deren ganz eigene Vorstellungen von Erfolg und Familie Leben und Ehen ihrer Kinder prägen und spalten.

Nachdem Elischa im Überwurf des Prophetenmantels durch Elija seine Lebensberufung erkannt hat, nimmt er mit Erlaubnis seines Lehrers Abschied von seiner Familie.

Aber anders als im Fall des zögerlichen Jüngers Jesu im Lukasevangelium (9,62) liegt im Abschied Elischas kein Zaudern. Er bricht die Brücke hinter sich ab, indem er mit seinem Gespann ein Feuer macht und aus den Rindern ein Festmahl. Die Grundlage seines bisherigen Lebens wird zum Abschiedsfest für den Aufbruch auf den gewiesenen Weg.

An dessen Vorbereitung hatten die Seinen gewiss ihren Anteil. Jetzt müssen sie ihn gehen lassen. Unwiederbringlich.
Fra‘ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie