„Wo sind die Leute, mit denen Du Jesus in der Mitte hast?“, fragte mich vor Jahren ein Franziskanerpater.
Ich muss gestehen, dass mir die Frage damals irgendwie auf die Nerven ging. Ich fand sie betulich und irgendwie störend. Meine Reaktion ähnelte meinem Empfinden von Peinlichkeit, als meine Eltern in den 90ern im Zuge einer geistlichen Erneuerung bei den Maltesern das gemeinsame Gebet neu entdeckten.
Aber seitdem begegne ich Menschen, für die diese unbeantwortete Frage die größte Glaubensnot bedeutet. Auch wenn sie selbst sie oft so nicht formulieren würden:
Wo sind die Menschen, mit denen ich auf Gott höre, schaue und ausgerichtet bin? Wer sind die, von denen ich mir in Jesu Namen etwas sagen lasse – über Gott, über das Leben der Anderen mit Ihm, über mich selbst? Wo sind die, denen ich Zeugnis und Korrektur schulde?
Es kostet Überwindung, mich Gott anzuvertrauen. Ob ich es wirklich getan habe, merke ich daran, ob ich mich den Brüdern und Schwestern anvertrauen kann. Das ist – je nach Nähe – mitunter zunächst ungewohnt, befremdlich oder peinlich.
Wir können die Gottesliebe und die Nächstenliebe nicht trennen, weil Gott den Nächsten nicht ohne mich und mich nicht ohne den Nächsten lieben will und ich ohne meine Nächsten von Gott nichts wüsste.
Wir können die Sakramentalität und die Gemeinschaftlichkeit der Kirche nicht trennen, weil wir das Sakrament immer nur voneinander, füreinander und miteinander für die Anderen empfangen und sein können.
Schenke mir,
dass ich mich traue,
mich meinen Nächsten
und Dir
anzuvertrauen.
Verbinde mich
mit einem oder zweien,
damit
wir zwei oder drei
in Deinem Namen versammelt sind
mit Dir mitten unter uns.
Amen.
Fra‘ Georg Lengerke