Vergebliche Vergebung Mt 18,21-35

Ein Bekannter von mir arbeitete beim sogenannten Trash-TV. Höflich gesagt: beim Fernsehen im unteren Qualitätssegment. Das fand er eine Weile lustig.

Irgendwann riet ihm seine Managerin dazu, auszusteigen. Er habe bald sein „FP“ (im Jargon: „Eff-Pie“) bei den Zuschauern verbraucht. Was das sei, fragte mein Bekannter. „Das Forgiveness-Potential“, sagte sie. Irgendwann seien die Leute nicht mehr bereit, einem den Schrott zu vergeben.

Wann, fragt Petrus, ist mein „FP“ aufgebraucht? Jesus erzählt ihm ein Gleichnis vom unerschöpflichen Vergebungspotential Gottes. Ein König entlässt seinem Minister den Betrag eines ganzen Staatshaushaltes. Der allerdings hält seinerseits am Bruchteil der Schuld eines Mitbeamten fest und setzt seinen Anspruch trotz dessen Bitte um Stundung durch.

Offenbar ist die Vergebung des Königs bei dem Minister gar nicht wirklich angekommen. Zumal der gar nicht um Vergebung, sondern nur um Stundung gebeten hatte. Er wollte keine Gnade. Er wollte Recht. Aber vor dem Recht hatte er mit der unbezahlbaren Schuld keine Chance.

Wer die Vergebung Gottes erbeten, geglaubt und angenommen hat, wer weiß, dass er – ohne es verdient zu haben – nochmal so herausgekommen ist aus seiner Schuld, der empfängt mit der Vergebung auch die Gabe, vergeben zu können.

„Vergib uns unsere Schuld“
und befreie uns
von der ängstlichen Macht
über die, die an uns schuldig wurden.

Schleife die Festung
unseres Opferseins
und unserer sorgfältig gepflegten
Kränkungen,
damit wir zu
Tätern Deiner Gnade werden
und zu Helfern Deiner Vergebung.
Amen.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie