BetDenkzettel – Neuer Rhythmus und Umfrage

Liebe Denker und Beter,

seit dem 1. Januar 2019 erscheinen nun die BetDenkzettel. Erst handschriftlich, dann getippt. Erst nur per WhatsApp, dann auch als Podcast. Als kurz vor Ostern 2020 – offenbar aus Angst vor Fake News in der Pandemie – das WhatsApp Konto gesperrt wurde, sind wir parallel zum Podcast auf einen Blog umgestiegen.

Bisher sind die Denk- und Betanstöße nahezu täglich erschienen. Mittlerweile erfordern meine übrigen Aufgaben wieder mehr Zeit; zugleich soll jedoch der BetDenkzettel auch weiter verlässlich und gut durchdacht erscheinen.

Daher wird in Zukunft der BetDenkzettel immer sonntags sowie an Festen und Hochfesten und darüber hinaus je nach Anlass und Inspiration erscheinen. Dafür bitte ich um Verständnis.

Außerdem möchte ich Euch einladen, an einer Umfrage teilzunehmen, die helfen soll, das Angebot der BetDenkzettel zu verbessern. Die Umfrage ist anonym und die Bearbeitungszeit sind 3 Minuten. Zu der Umfrage geht es hier.

Zum Schluss noch einen Hinweis. Es gibt jetzt sowohl im Blog als auch in den Newslettern die Möglichkeit, mit einem Klick direkt per WhatsApp oder per Mail auf die Beiträge zu reagieren.

Fra’ Georg Lengerke

Umgang mit Vergänglichkeit 1 Kor 7,25-31

Wir könnten es uns leicht machen: Paulus hat sich vertan. Die frühen Christen lagen falsch. Selbst Jesus musste sich eines Besseren belehren lassen: Die Welt ist doch nicht untergegangen. Die Naherwartung ihres Endes war damals wie heute ein Irrtum. Und wir könnten die Bibel beiseitelegen und beruhigt sein.

Sind wir aber nicht. Denn das Empfinden für die Endlichkeit und Vergänglichkeit der Welt ist heute aktueller denn je. Was Paulus vor bald 2000 Jahren schrieb, könnte genauso gut heute geschrieben werden: „Die Zeit ist kurz.“ und „Die Gestalt dieser Welt vergeht.“

Es geht bei Paulus und im Neuen Testament nicht nur um Naherwartung. Es geht um einen gläubigen Umgang mit der uns verbleibenden Zeit und der vergänglichen Welt.

Christen wie Nichtchristen sollte es miteinander um die Bewahrung der Schöpfung gehen. Was sie unterscheidet, ist der Horizont ihrer Perspektive.

Was die meisten Menschen heute fürchten, ist das Ende, die Zerstörung und Vernichtung der Welt und der Abbruch aller Geschichte. Ihnen geht es ums Überleben, um Aufschub oder die Abwendung des Kollaps.

Die Christen seit Paulus erwarten die Vollendung, das Offenbarwerden der Wahrheit, die Ankunft Gottes in der Welt und die Ankunft der Welt bei Gott. Ihnen geht es um Umkehr und Versöhnung, um die Fülle des Lebens und vollkommenes gemeinsames Glück.

Für die verbleibende Zeit empfiehlt Paulus, das vollkommene Glück nicht vom Heiraten oder Einkaufen, von den Früchten der Erde oder der Gestalt der Welt zu erwarten.

Paulus gibt einen Rat. Und einen einseitigen dazu. Aber alle, die das Vergängliche mehr lieben als das Unvergängliche tun gut daran, ihn sich zu Herzen zu nehmen.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie

Mutters Geburtstagsbrief Röm 8,28-30

Heiligste Mutter,

normalerweise wünsche ich Geburtstagskindern Glück oder Gelingen oder Gottes Segen. Aber der ganz Glücklichen, ganz Gelungenen, ganz Gesegneten – was sollte ich der noch wünschen?

Aber was ich, wie an anderen Geburtstagen, sehr wohl kann, ist danken.

Für Dich danke ich, und dafür, dass Gott Dich erschaffen, berufen und bereitet hat, zu der einzigen Stelle zu werden, an der er selbst als Mensch in die Welt, ja in mein Leben tritt. Manchmal vergesse ich das, wie nah Du uns bist.

Dir will ich danken, dass Du das mit Dir hast machen lassen. Aber was schreibe ich – es war ja mehr als das. Du hast die Menschwerdung ja gewollt und Dein Leben in ihren Dienst gestellt. Und erlitten hast Du die Geschichte Deines Sohnes mit den Menschen auch – so wie nur Ihr Mütter das könnt bei uns Kindern.

Und mit Dir will ich danken für die Bereitung Deines Lebens vom ersten Augenblick an. Für die Zärtlichkeit Gottes, deren erste Zeugin Du bist. Und für seine seltsame Macht, die in Gestalt der Ohnmacht die Welt erlöst und verwandelt.

Ach ja, und ich danke Dir, dass du die Wunderlichkeiten erträgst, mit denen Du mitunter verehrt wirst; und dass Du es nicht erträgst, wenn man Dich den Menschen in den Weg stellt zu Deinem Sohn.

Denn Du bist der Weg des Menschgewordenen zu den Menschen, aber Dein Sohn ist der Weg der Menschen zu Gott.

Ich weiß, liebe Mutter, Du redest nicht so gern von Dir selbst. Aber wenn ich Dir schon nichts wünschen kann, darf ich dann vielleicht mir etwas zu Deinem Geburtstag wünschen?

Dass Du darum bittest,
ich möge nie vergessen,
wem ich das verdanke:

Dass Gott sich
als Sohn einer Mutter
meines Menschenlebens
angenommen hat.

Amen.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie

Zwei oder drei Mt 18,15-20

„Wo sind die Leute, mit denen Du Jesus in der Mitte hast?“, fragte mich vor Jahren ein Franziskanerpater.

Ich muss gestehen, dass mir die Frage damals irgendwie auf die Nerven ging. Ich fand sie betulich und irgendwie störend. Meine Reaktion ähnelte meinem Empfinden von Peinlichkeit, als meine Eltern in den 90ern im Zuge einer geistlichen Erneuerung bei den Maltesern das gemeinsame Gebet neu entdeckten.

Aber seitdem begegne ich Menschen, für die diese unbeantwortete Frage die größte Glaubensnot bedeutet. Auch wenn sie selbst sie oft so nicht formulieren würden:

Wo sind die Menschen, mit denen ich auf Gott höre, schaue und ausgerichtet bin? Wer sind die, von denen ich mir in Jesu Namen etwas sagen lasse – über Gott, über das Leben der Anderen mit Ihm, über mich selbst? Wo sind die, denen ich Zeugnis und Korrektur schulde?

Es kostet Überwindung, mich Gott anzuvertrauen. Ob ich es wirklich getan habe, merke ich daran, ob ich mich den Brüdern und Schwestern anvertrauen kann. Das ist – je nach Nähe – mitunter zunächst ungewohnt, befremdlich oder peinlich.

Wir können die Gottesliebe und die Nächstenliebe nicht trennen, weil Gott den Nächsten nicht ohne mich und mich nicht ohne den Nächsten lieben will und ich ohne meine Nächsten von Gott nichts wüsste.

Wir können die Sakramentalität und die Gemeinschaftlichkeit der Kirche nicht trennen, weil wir das Sakrament immer nur voneinander, füreinander und miteinander für die Anderen empfangen und sein können.

Schenke mir,
dass ich mich traue,
mich meinen Nächsten
und Dir
anzuvertrauen.
Verbinde mich
mit einem oder zweien,
damit
wir zwei oder drei
in Deinem Namen versammelt sind
mit Dir mitten unter uns.
Amen.
Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie

Denkt doch, was Ihr wollt 1 Kor 4,1-5

„Es ist mir egal, was Ihr über mich denkt.“ Das würden viele Menschen gerne sagen können. Stattdessen raubt ihnen die Sorge über das Urteil der anderen den Schlaf. Anderen ist das Urteil ihrer Mitmenschen egal. Die machen nur das, was ihnen gefällt.

Solche Selbstgerechtigkeit ist Paulus fremd. Er möchte als „Diener Christi“ und als „Verwalter von Geheimnissen Gottes“ wahrgenommen werden. Und was er „verwaltet“ bzw. „austeilt“ (im lateinischen Text ist von „dispensatores“, „Verteilern von Mysterien Gottes“ die Rede) gehört nicht ihm und nicht den Menschen, sondern Gott.

Paulus selbst wusste, dass Jesus Christus auch durch das Urteil und Wort von Schwestern und Brüdern zu uns redet, uns ermahnt und korrigiert. Dennoch darf sich das Zeugnis der von Gott anvertrauten Offenbarung und Liebe nicht letztlich vom Urteil der Menschen bestimmen lassen.

Selbst sein eigenes Urteil steht unter Gottes Vorbehalt. Dass er sich selbst nichts vorzuwerfen hat, sagt Paulus, macht ihn noch nicht unschuldig. Gott ist es, der ihn zur Rechenschaft zieht.

Es geht Paulus nicht um die Narrenfreiheit von charismatisch Begabten. Es geht um die Unbestechlichkeit der „Verteiler der Mysterien Gottes“. Wer diese Weitergabe wegen Drohung oder Applauses von Menschen verweigert oder verfälscht, soll wissen, dass die Absicht seines Herzens einmal offenbar wird und er sich einem Urteil stellen muss, das nicht das von Menschen ist.

Paulus ist glaubwürdig, weil er sich dem Gericht dessen stellt, „der das im Dunkeln Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen aufdecken wird“. Wie immer das ausgehen mag. Er vertraut darauf, dass schließlich, „jeder sein Lob von Gott erhalten“ wird.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie