Liebe Freudenbotin! Jes 40,1-5.9-11

Wenn heute einer sagte: „Die Kirche ist eine Botin der Freude!“, würden ihm viele widersprechen: „Die Kirche ist ein Saustall!“

Für den Propheten Jesaja war die heilige Stadt Jerusalem beides: „gestürzt und gefallen“ (3,8) und „Botin der Freude“ (40,9).

Um wieder „Botin der Freude“ zu werden, schließt sich die Kirche oft einfach den Freudenbotschaften an, die es auch ohne sie gibt. Zum Beispiel wenn ein Impfstoff gefunden oder der Tag nahe ist, dass wir wieder essen gehen, Feste feiern und uns umarmen können.

Solche Mitfreude hat recht, denn alle echte Freude kommt von Gott und führt zu Gott. Aber der Kirche wurde darüber hinaus eine Freude für die Welt offenbart, die es in ihr sonst so nicht gibt:

Nämlich die heilige Freude darüber, dass einer in die Welt gekommen ist, der mir und meinem Feind vergibt – und denen, denen keiner vergeben will. Die Freude über den, der mich sieht und ganz kennt und mich trotzdem (oder gerade deshalb?) liebt.

Die Freude, dass einer uns in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit treu bleibt – auch wenn es ihn das Leben kostet. Die Freude, dass sich das Leiden lohnt um der Liebe willen. Die Freude, dass einer meine Sterblichkeit zu seiner und seine Unsterblichkeit zu meiner gemacht hat.

Und schließlich die Freude darüber, dass das Leben dieses einen göttlichen Menschen seitdem von unzähligen Menschen mitgelebt und zum Vorschein gebracht worden ist.

Liebe Freudenbotin! Räum Deinen Saustall auf. Erinnere Dich der Freude, die sich Dir gezeigt hat. Steig auf den Berg. Erheb Deine Stimme! Zeig auf jenen anderen Stall, und sag den Menschen: „Seht, da ist Euer Gott!“ (Jes 40,9)

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie