“Meins Lockdowns Tür Dir offen ist” 1 Thess 5,16-24

„Freut Euch! – „Gaudete!“ beginnen die Gottesdienste am Dritten Adventssonntag. „Sehr witzig“ sagen die Menschen, denen wegen der Pandemie oder der Einschränkungen gerade herzlich wenig nach Freude zumute ist.

Aber „Lockdown“ ist nicht nur eine Erfahrung der Pandemie. Wir haben einen „harten Lockdown“ und einen „Lockdown light“ erlebt. Aber auch vorher, auch ohne Pandemie, lebten die meisten von uns in einer Art Lockdown – gemessen an der Freiheit und Gottesnähe, Liebes- und Gemeinschaftsfähigkeit, zu der wir ursprünglich berufen und begabt sind.

Die Alten sprechen von einer „gefallenen Welt“. In ihr ist unser Leben ständig bedroht. Es ist von Gebrochenheit und Vergänglichkeit und der Angst davor geprägt und zugleich von Gesetzen und Regeln eingehegt, damit es nicht zu Mord und Totschlag kommt.

Gott wird ein Mensch während die Welt im Lockdown ist. Mehr noch: Er wird Mensch, weil die Welt im Lockdown ist – und es auf die eine oder andere Weise schon seit Urzeiten war.

Viele Weihnachtsfreuden werden dieses Jahr ausfallen. Das ist traurig und ärgerlich. Aber die Weihnachtsfreude, dass Gott in unsere Lockdowns kommt – auch da wo wir nicht zueinander kommen, die will neu entdeckt werden.

Weihnachten ist nicht die Suggestion einer heilen Welt, sondern Einbruch des Heilands in eine unheile Welt. Weihnachten ist der Grund, warum Menschen noch in Kerkern und Hungerbunkern Lieder gesungen haben. Weil es auch noch im Grauen eine Freude darüber gibt, dass es Gott nicht graut, unter uns Menschen zu sein.

Ich denke mir die Zeile aus „Macht hoch die Tür“ dieser Tage so:

„Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Lockdowns Tür dir offen ist…“

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie

Liebe Freudenbotin! Jes 40,1-5.9-11

Wenn heute einer sagte: „Die Kirche ist eine Botin der Freude!“, würden ihm viele widersprechen: „Die Kirche ist ein Saustall!“

Für den Propheten Jesaja war die heilige Stadt Jerusalem beides: „gestürzt und gefallen“ (3,8) und „Botin der Freude“ (40,9).

Um wieder „Botin der Freude“ zu werden, schließt sich die Kirche oft einfach den Freudenbotschaften an, die es auch ohne sie gibt. Zum Beispiel wenn ein Impfstoff gefunden oder der Tag nahe ist, dass wir wieder essen gehen, Feste feiern und uns umarmen können.

Solche Mitfreude hat recht, denn alle echte Freude kommt von Gott und führt zu Gott. Aber der Kirche wurde darüber hinaus eine Freude für die Welt offenbart, die es in ihr sonst so nicht gibt:

Nämlich die heilige Freude darüber, dass einer in die Welt gekommen ist, der mir und meinem Feind vergibt – und denen, denen keiner vergeben will. Die Freude über den, der mich sieht und ganz kennt und mich trotzdem (oder gerade deshalb?) liebt.

Die Freude, dass einer uns in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit treu bleibt – auch wenn es ihn das Leben kostet. Die Freude, dass sich das Leiden lohnt um der Liebe willen. Die Freude, dass einer meine Sterblichkeit zu seiner und seine Unsterblichkeit zu meiner gemacht hat.

Und schließlich die Freude darüber, dass das Leben dieses einen göttlichen Menschen seitdem von unzähligen Menschen mitgelebt und zum Vorschein gebracht worden ist.

Liebe Freudenbotin! Räum Deinen Saustall auf. Erinnere Dich der Freude, die sich Dir gezeigt hat. Steig auf den Berg. Erheb Deine Stimme! Zeig auf jenen anderen Stall, und sag den Menschen: „Seht, da ist Euer Gott!“ (Jes 40,9)

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie