Heuschrecken und Wilder Honig 1: FREUDENSPRUNG Lk 1,41.44

Liebe Denker und Beter,

in dieser Fastenzeit wird es unter der Überschrift „Heuschrecken und wilder Honig“ jeweils einen Impuls pro Woche am Mittwoch geben. Der erscheint zusätzlich zu den BetDenkzetteln der Sonntage.

Johannes der Täufer, der Wegbereiter Jesu und Ordenspatron der Malteser und Johanniter, wird uns in dieser Zeit wichtige Anstöße für eine fruchtbare Erneuerung auf Ostern zu liefern.

Er ist keine „erfreuliche Gestalt“. Sein Ruf zur Umkehr ist streng, sein Urteil scharf, sein Umgangston herb, sein Leben karg und seine Erscheinung alles in allem eher etwas ungekämmt. So ist Johannes der Täufer, der Wegbereiter Jesu.

Ganz anders ist das, was wir als allererstes von ihm hören. Während seine Mutter Elisabeth mit ihm schwanger ist, kommt die verwandte Maria aus Nazareth zu Besuch. Auch sie ist schwanger – mit Jesus. Was auch immer Maria bei der Begrüßung gesagt haben mag – Elisabeth zerreißt es fast:

„Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt.“ (Lk 1,41)

Während Elisabeth Maria hört, nimmt Johannes die Nähe dessen wahr, dem den Weg zu bereiten sein Lebensinhalt sein wird. Das erste, was wir von Johannes hören, ist, das er hüpft. Der Ungeborene tanzt vor Freude. Das, wofür sich für ihn zu leben lohnt, hat begonnen. Der Verheißene ist nahe und im Kommen.

Das sollten wir uns in dieser Fastenzeit gut merken, wenn wir an Johannes nicht verzagen, sondern ihn verstehen wollen: Dass es ihm um den geht, der die rettende Freude der ganzen Welt. ist. Das rechtfertigt seine ganze Unerbittlichkeit. Er weiß, was auf dem Spiel steht, wenn die Wege nicht bereitet, die Herzen nicht bekehrt und die Absichten nicht ans Licht gebracht werden.

Ich möchte Euch vorschlagen, dass wir die Freude des Johannes im Mutterleib zum Grundanliegen unserer Fastenzeit machen: die Freude über das Nahegekommensein Gottes als Mensch bei uns Menschen. Alles Fasten und Gebet und unser Dienst am Nächsten, jeder Verzicht und unsere Offenheit für das Dasein und Wirken Gottes – alles soll der Freude an Gottes Nähe zu uns und zu unseren Nächsten dienen.

Johannes im Mutterleib ist auch ein Bild für unser Leben. Der Mutterleib ist seine Welt. Gott ist als Mensch nahe gekommen, aber noch nicht sichtbar. So ähnlich geht es den meisten von uns.

Ich musste an die Geschichte des Gesprächs der Zwillinge im Mutterleib denken, die Henri Nouwen erzählt (nach einer Erzählung von Maurice Lamm in: Die Gabe der Vollendung. Mit dem Sterben leben, Freiburg: Herder 1994, S. 36-37). Die beiden streiten über die Existenz der Welt draußen wie wir über den Himmel, und darüber, ob es eine Mutter gibt, wie wir über die Frage nach Gott.

Johannes spürt die Nähe dessen, den er noch nicht sieht, aber der zum Vorschein kommen wird. Und auch er selbst, auch Johannes muss zum Vorschein kommen, wenn er den sehen soll, für den er leben und gehen und sterben wird.

Auch darum geht es in der Fastenzeit. Wenn die Freude an Gott in uns wachsen und vollkommen werden soll, dann müssen wir zum Vorschein kommen. Weil Gott zum Vorschein gekommen ist.

(Mehr zu “Heuschrecken und Wilder Honig” findet sich hier: https://www.kommende-junger-malteser.de/)

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie