Diese Woche habe ich die Teilnehmer eines Einkehrtages gefragt: „Was ist Ihr Osterthema?“ Mehrere antworteten: „Dass die Grabesruhe bald vorüber ist.“
„Grabesruhe“ heißt für manche, an so vielen wichtigen Lebensvollzügen gehindert zu sein, dass sie das Gefühl haben, lebendig begraben zu sein.
Aber Jesus wurde nicht lebendig sondern tot begraben. Es geht an Ostern um mehr als um eine Veränderung unserer Lebensumstände. Es geht um eine Veränderung unseres Umgangs mit unseren Lebensumständen. Je weniger Macht Krankheit und Tod in unserem Leben haben, um so freier sind wir auch in bestehender Einschränkung.
Die meisten wollen aus dem Grab der Einschränkungen heraus. Aber die Frauen wollen in das Grab Jesu hinein. Sie wollen den Leichnam berühren, ihm einen letzten Liebesdienst tun und sich dem Tod stellen.
„Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ (Mk 16,3b), fragen die Frauen. Sie fragen nach der Grenze zu dem Toten und rühren zugleich an die Grenze des Todes – und damit des menschlich Unüberwindlichen. Ostern beginnt, wo der Mensch nichts mehr tun kann.
Neulich sah ich auf einem Plakat das Zitat eines Klimaaktivisten: „Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird.“
Bestenfalls meint er: Wir selbst sollen tun, was wir können, um die Schöpfung zu erhalten. Das ist wahr und wichtig. Aber können wir einander und die Schöpfung vor dem Tod oder aus dem Tod retten?
Schlimmstenfalls unterstellt er: Der Glaube an einen rettenden Gott dispensiert die Menschen vom Klimaschutz und ist daher die größte Gefahr für unseren Planeten. Und große Gefahren muss man minimieren oder beseitigen.
Die größte Gefahr für die, die den Planeten in Händen zu halten meinen, ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird.
Davon handelt Ostern. Ostern ist ein gefährliches Fest.
Fra‘ Georg Lengerke