Urlaub, Ferien und die große Not Mk 6,30-34

Ein Freund von mir frotzelt immer ein wenig, wenn ich davon spreche, dass ich Ferien mache. Er hält Ferien (wenn nicht gerade von Schulferien die Rede ist) für die sprachliche Extravaganz von Leuten, die Klo statt Toilette, Sofa statt Couch und Salon statt Wohnzimmersagen. Das, so der Freund, sind die Leute, die auch Ferien statt Urlaubsagen.

Aber Ferien und Urlaub sind nicht dasselbe, auch wenn sie dieselbe Sache bezeichnen können. Feriae sind in der Antike und bis heute in der Liturgie göttlich vorgegebene „freie Tage“. Ferien hat man. Urlaub muss bei Anderen beantragt und gewährt, gegeben und genommen werden. Und wer sich Urlaub nimmt, der nicht gewährt wurde, hat ein Problem.

So geht es Jesus mit den Jüngern. Vor lauter Arbeit kommen sie nicht mehr zum Essen. Es ist Zeit für eine Pause. Jesus nimmt Urlaub vom Dienst an den Menschen. Aber die Menschen gewähren den Urlaub nicht. Sie kommen ihm zuvor und laufen ihm nach.

Das kann es geben. Dass Urlaub verweigert wird und auch die heiligen Feriae ausfallen müssen, weil die Not ruft und ein höheres Gut zur Disposition steht.

So geht es in Deutschland gerade vielen. Den von den Überschwemmungen Betroffenen und ihren Helfern, Freunden, Bekannten. Für sie ist in diesen Tagen weder an Urlaub, noch an Ferien zu denken. Es gibt eine Not, die zeitweilig nur jenes Mindestmaß an Freizeit erlaubt (und gebietet!), die zur Wiederherstellung der Einsatzfähigkeit zur Hilfe notwendig ist.

Es gibt Momente, in denen Jesus sich entzieht, und Ferien hat, obwohl ihm Urlaubnicht gewährt wird (Mk 1,35-37). Doch wenn die Not übergroß wird, lässt er sich erneut finden, um für die Menschen da zu sein.

Die Jünger sollten dreierlei tun:
Sie sollen mit Jesus für die Menschen in Not da sein, weil er für sie erreichbar bleibt.
Sie sollen sich, wie die Menschen in Not, von Jesus finden lassen, weil er sie (von überall) miteinander verbinden wird.
Und wenn die Zeit gekommen ist, sollen sie mit Jesus Ferien machen – selbst wenn nicht alle gewillt sind, ihnen Urlaub zu gewähren.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie