In seinem Heimatort Kreuzberg an der Ahr steht neulich ein Freund von mir neben einem Schulkameraden vor seinem zerstörten Haus. „Alles Ersparte steckt da drin“, sagt der Schulfreund. „Jetzt ist alles fort. Was soll ich jetzt machen?“ Wenn die unmittelbare Not gelindert und gerettet ist, was zu retten war, und sich das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigt, stellt sich die Frage: War das die Mühe wert? Und welche Mühe lohnt sich noch.“
Als Jesus die Leute nachreisen, wirft er ihnen vor, es ginge ihnen nur um das Essen aber nicht um seine Bedeutung. Die Leute wollen Wunder erleben, aber nicht ihre Bedeutung verstehen. Sie wollen große Gefühle haben, aber nicht große Entscheidungen treffen. Sie wollen die Gabe, aber nicht ihren Geber.
„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird!“ erwidert Jesus. Anders gesagt: Müht Euch nicht nur um vergängliche Lebensmittel; sondern müht Euch um das unvergängliche Leben, das sie vermitteln!
Ist also die Mühe um das zerstörte oder das zu bauende Haus vergeblich? Das wäre sie, wenn das Haus unser Ein und Alles wäre. Aber sie ist nicht vergeblich, wenn darin geliebt und geschenkt, versorgt und gepflegt, geweint und getröstet, um das Gute gerungen und im Guten durchgehalten wurde.
Alle echte Liebe ist Anteil an der Liebe Gottes. Und die ist es, sagt Jesus, die uns nährt. Die ist es, die er uns gibt. Wir sollen uns um die Liebe mühen, von der die Welt lebt – und um ihre Zeichen und Orte, selbst wenn sie vergehen.
Deshalb dürfen wir nicht müde werden, die Zeichen und Orte jener Liebe wieder aufzubauen, die bleibt. Sie ist nicht tot zu kriegen, weil der unsterblich Liebende nicht tot zu kriegen ist. Sie ist alles Ersparte und jede Mühe wert. Es gibt keine „vergebliche Liebesmüh‘“.
Fra’ Georg Lengerke