Königsmacher Joh 18,33b-37

„Königsmacher“ wurden nach der Bundestagswahl die FDP und die Grünen genannt. Obwohl selbst ohne Mehrheit, konnten sie entscheiden, mit welcher der großen Parteien sie regieren und wessen Kandidaten sie zum nächsten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland machen wollten.

In der Spieltheorie ist ein Königsmacher ein Spieler, der zwar nicht selbst gewinnen, aber anderen zum Sieg verhelfen kann. In der Politik bedeutet das für den Königsmacher, dass er sich Gegenleistungen von dem ausbitten kann, den er an die Macht bringt.

Zwei Mal fragt der Vertreter des „göttlichen Kaisers“ im Evangelium Jesus, ob er ein König sei. Jesus bejaht das. Aber dieses Königtum ist eines, das Rom einstweilen nicht fürchten muss. Niemand wird einen Krieg vom Zaun brechen, um ihn zu befreien. Es ist, sagt Jesus, „nicht von dieser Welt“.

Das Königsein Jesu definiert sich also nicht von unten, sondern von oben. Nicht durch das, was ihm untertan ist, sondern durch den, dem er untertan ist. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen“, sagt Jesus, „dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

„Die Wahrheit“, sagt Hans Urs von Balthasar dazu, „ist die Liebe des Vaters zur Welt, die der Sohn in seinem Leben, Sterben und Auferstehen darstellt.“ Diese Liebe ist von königlicher Souveränität, die sich in der tiefsten Erniedrigung zeigt: „Vom Holz herab herrscht unser Gott“, dichtet Venantius Fortunatus im 6. Jahrhundert (Vexilla regis).

Heute feiert die Kirche Jesus als König der Könige. Alle irdische Macht (auch die in der Kirche) muss sich vor ihm rechtfertigen. Diesen König hat keiner zum König gemacht. Er ist es schon immer.

Aber er macht zu Königen, die es sich gefallen lassen, sich von ihm lieben zu lassen und mit ihm zu lieben. Die sind frei, weil sie zu ihm gehören. Keinem Königsmacher schulden sie einen Gefallen. Sie haben Anteil an einem Königtum, das die Welt von Grund auf verwandelt. Zu denen will ich gehören.

Fra‘ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie