[Gottes] Leben teilen – Christi Himmelfahrt Apg 1,1-11

„Leben teilen“ ist das Motto des Katholikentages dieses Jahr. Was teilen wir, wenn wir Leben teilen? Mir fällt zuerst ein: Zeit. Dann: materielle und geistige Dinge. Teilen kann heißen: zerteilen und verteilen; mitteilen oder teilhaben; teilnehmen und teilgeben.

Wir können alles Mögliche miteinander teilen. Um alles Mögliche geht es auch bei Parteitagen, Gewerkschaftsversammlungen oder Kulturveranstaltungen.

In der Kirche soll es jedoch auch darum gehen, dass wir das Unmögliche teilen. In Jesus teilt Gott das Leben der Menschen und teilt mit uns sein Leben – in der Schöpfung, in der Geschichte des Volkes Israel und in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus.

Davon, wie Gott das tut, handelt auch das Fest der Himmelfahrt Christi. Drei Stichworte helfen uns, zu verstehen und zu verwirklichen, was das heißt: „Gottes Leben teilen“.

Bleibt! „Bleibt in der Stadt“ (Lk 24,49), sagt Jesus den Jüngern bevor er zum Vater geht. „Geht nicht weg aus Jerusalem.“ (Apg 1,4) Die Jünger sollen in Jerusalem bleiben, obwohl alles dafürspricht, diese Stadt hinter sich zu lassen. Sie ist der Ort des Verrats und der Korruption, der Gewalt und des Grauens, und immer wieder der Ort des Abschieds.

Aber sie ist zugleich eben auch die Heilige Stadt: der Ort, an dem er sich offenbart und wo „sein Name wohnt“. Sie ist der Ort, an dem Gott das Leben der Menschen teilt – bis in alle Schuld, allen Schmerz, alles Leiden und bis in den Tod hinein. Jerusalem ist die Stadt, in der Jesus den Aposteln „vierzig Tage hindurch […] erschienen [ist] und […] vom Reich Gottes gesprochen [hat].“

Jerusalem ist überall da, wo Gott unser Leben teilt. Unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen, mit Treue und Verrat, Liebe und Schuld. Überall da, wo Gottes Erbarmen auf die menschliche Erbärmlichkeit und Gottes Liebe auf menschliche Schuld trifft. Bleibt in Jerusalem, sagt Jesus. Bleibt dort, wo Gott sich im wahren Leben offenbart. Bleibt in der Kirche. Bleibt bei den Menschen, deren Leben Gott teilt – besonders bei den unter die Räder Gekommenen.

Empfangt! Die Jünger sollen nicht in Jerusalem bleiben, damit alles so bleibt, wie es ist. Sie sollen in Jerusalem bleiben, weil gerade dort etwas Neues, etwas den Menschen Unmögliches geschieht. Sie sollen bleiben bis sie „mit der Kraft aus der Höhe erfüllt“ werden (Lk 24,49)!

Einerseits sollen wir bei dem bleiben, was Gott schon getan hat. Andererseits sollen wir erwarten, was Gott schenkt und offenbart und tut. „Ihr [..] werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden“, sagt Jesus. Aber der Heilige Geist ist nicht einfach nur eine Welle der Begeisterung für alles Mögliche. Er tut das Unmögliche, er teilt mit uns das Leben Gottes. Wir werden befähigt, hier auf der Erde und im Alltag das Leben und die Liebe Jesu zu teilen.

Diese Verbundenheit wünscht Paulus der Gemeinde in Ephesus: „Der Geist der Weisheit und Offenbarung […] erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.“

Geht! Der Geist Gottes lässt die Jünger nicht da, wo sie sind. Der Geist Gottes bewirkt Bewegung und befähigt zur Sendung: „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien und bis an die Grenzen der Erde.“

Der Heilige Geist verwandelt Menschen in Zeugen dafür, dass Gott das Leben der Menschen teilt, und in Männer und Frauen, die das Leben und die Liebe Gottes teilen. Dieses Leben Gottes dürfen die Jüngerinnen und Jünger Jesu nicht für sich behalten. Damit müssen sie in die Welt gehen.

Bleibt! Empfangt! Geht! Damit Ihr mit Christus das Leben der Menschen teilt und mit den Menschen das Leben Gottes teilt. Damit Ihr das Leben und die Liebe teilt, die der Tod nicht töten kann. 

Schott Tagesliturgie