Als der ägyptische König Faruk 1964 abdankte, meinte er, im Jahre 2000 gäbe es nur noch fünf Könige: die vier aus dem Kartenspiel und den englischen. Als das Christkönigsfest 1925 in der katholischen Kirche eingesetzt wurde, war der Anfang vom Ende der europäischen Königreiche längst gekommen. Doch die Verehrung Christi als König war keine kirchliche Restauration. Sie erzählt die Wahrheit von der Würde des Menschen, die zeitlos gilt.
Der König, von dem dieses Fest handelt, ist kein Politiker. Sein Reich ist „nicht vondieser Welt“, auch wenn es in dieser Welt beginnt. Der König ist der Mensch, der alles, was er ist und hat und vermag, nicht von unten empfängt, sondern von oben, nicht von Wahl, Mehrheit und Meinung der Menschen, sondern „von Gottes Gnaden“. Er ist der, der sich von Gott empfängt und vor Gott verantwortet – weil alle anderen Autoritäten bestenfalls „Gottes Stellvertreter“ sind, aber nicht Gott. Er ist der, der als „Bild des unsichtbaren Gottes“, die Menschen sammelt, so unter ihnen dient und so über sie herrscht, dass sie gerade bei ihm die wahre Freiheit finden.
In der Geschichte wird dieses Königtum zunächst unannehmbar sein. Sein Erscheinungsbild ist armselig. Sein Anspruch ist ein Skandal. Seine Existenz eine Infragestellung aller bloß menschlichen Macht. Deshalb muss es verschwinden.
Der „König der Juden“ wird verurteilt und in allen Weltsprachen verspottet. Der Verurteilte wird als Karikatur eines Königs verlacht und geschändet. Sein Reich scheint schnell besiegt. Noch während der Todesfolter ruft man ihm zu, er solle sich und die anderen doch retten, wenn er denn wirklich ein König sei…
Ersteres unterlässt er, um letzteres zu tun: indem er sich nicht rettet, rettet er die anderen. Weil er bei ihnen bleibt. Weil er einer von ihnen wird. In allem wie sie. Außer in der Sünde. Er geht dahin, wo das Leiden und die Schuld am allergrößten sind. Er geht an die Stelle der Opfer. Und er geht an die Stelle der Täter. Er lässt sich antun, was die verdient haben, zu denen er geht.
Am Kreuz hält der König seine letzte Audienz. Nicht mit denen, die gnädigerweise vor ihn gelassen werden. Sondern mit denen, zu denen er sich hat verdammen lassen. Nicht mit den Fürsten oder den verdienten Bürgern seines Reiches. Sondern mit den Verworfenen, die keiner mehr kennen will.
Doch einer von ihnen erkennt ihn und erkennt zugleich sich selbst: „Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“ Und er spricht eine Bitte aus, die hier erstmalig ein Verlorener mit Hoffnung auf Erhörung einem König zuruft: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ „Heute noch“, antwortet der König, „wirst Du mit mir im Paradiese sein“.
Am Ende der Zeit wird es nicht nur fünf Könige geben, sondern ungezählte. Am Ende der Zeit werden wir mit dem König als königliche Menschen offenbar – von Gott erkannt, versöhnt und befreit. Am Ende der Zeit – oder „heute noch“.
Fra‘ Georg Lengerke