Versuchung ist was für Entschiedene

09.03.2025    Lukas 4,1-13

Versuchung ist was für Entschiedene

Vor seinem öffentlichen Wirken wird Jesus für vierzig Tage vom Geist in die Wüste geführt und vom Teufel versucht. Die vierzig Tage auf Ostern zu sind eine Erinnerung an Jesu Zeit in der Wüste und an die Entschiedenheit Gottes für uns. Und sie sind eine Einübung in unsere Entschiedenheit für ein Leben mit ihm.

Eine Versuchung erfährt nur, wer sich für etwas entschieden hat. Wer sich für nichts entscheidet, kann auch nicht versucht werden. Versuchung bedeutet, in meiner Entschiedenheit infrage gestellt zu werden.

Wer sich abends entscheidet, früh aufzustehen, ist morgens versucht, liegen zu bleiben. Wer sich entscheidet, bei der Wahrheit zu bleiben, ist versucht, zu lügen, wenn die Wahrheit zu sagen gefährlich ist. Wer sich entscheidet, als Christ zu leben, ist versucht, den Glauben zu verleugnen, wenn er in einer lustigen Runde von Spöttern sitzt.

Jedes Hindernis kann Anlass zur Versuchung werden, eine gute Entscheidung aufzugeben. Jedes Gut kann Anlass zur Versuchung werden, es zu missbrauchen: sei es Reichtum oder Macht, Schönheit oder Klugheit, Vertrauen oder Liebe. Je größer das Hindernis und je kostbarer das Gut, umso größer ist die Versuchung und umso schwerwiegender die Folgen, wenn wir ihr nachgeben.

Eine Versuchung ist eine Anfechtung, eine Prüfung und eine Übung.

Eine Versuchung ist erstens eine Anfechtung, ein Angriff auf meine Entschiedenheit zum Guten. Sie lockt mit der vermeintlich besseren Alternative, die in Wirklichkeit die schlechtere ist.

Zweitens ist eine Versuchung eine Prüfung und Erprobung, eine Anfrage an meine Entschiedenheit, an ihre Gründe und ihr Ziel. Entweder führt sie zur Bestätigung und Bewährung einer guten Entscheidung. Oder eine Versuchung erweist sich in Wirklichkeit als Korrektur, wo ich im Irrtum war. Das Griechische hat für Versuchung und Prüfung dasselbe Wort: peirasmos.

Drittens schließlich kann ich die Versuchung zu einer Übung machen, die mich wachsen lässt. An Kraft, weil ich ein Hindernis überwunden habe. An Klugheit, weil ich mich selbst, die Versuchung und den Versucher besser kennen lerne. An Entschiedenheit, weil ich erkenne, dass sich Mut und Mühe lohnen. Und schließlich kann ich im gläubigen Vertrauen auf den wachsen, der „in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist“ (Hebr 4,15).

Denn als Jesus in die Wüste geht, geht er zugleich in unsere Versuchbarkeit, damit wir nicht allein bleiben mit der Versuchung – und nicht allein mit dem Versucher.

In der Anfechtung erinnert er uns, dass wir aus Gottes Wort und seiner Liebe leben.

In der Prüfung zeigt sich seine Treue zu uns und unsre Antwort an ihn.

Und in der Übung lässt er uns wachsen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, um mit ihm zu besiegen, was uns versucht.

Fra’ Georg Lengerke

BetDenkzettel 
Georg Lengerke

Der BetDenkZettel ist eine Reihe kurzer Bet- und Denkimpluse zu einem Wort aus den Schriftlesungen der Liturgie von Fra Georg Lengerke.

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