BDZ vom 18. Mai 2025
Was ist eigentlich mit dem Christentum Neues in die Welt gekommen? Schon die Frage ist manchem verdächtig. Halten die Christen sich vielleicht für was Besseres? Was haben sie, was die anderen nicht haben? Komisch. Denn schon mit jedem Menschen kommt ja etwas nie Dagewesenes, unvergleichlich Neues in die Welt. Ein Anderer hat, was ich nicht habe – und andersherum. Das ist das Schmerzliche an unserer wunderbaren, aber ständig verharmlosten Vielfalt....
Was ist eigentlich mit dem Christentum Neues in die Welt gekommen? Schon die Frage ist manchem verdächtig. Halten die Christen sich vielleicht für was Besseres? Was haben sie, was die anderen nicht haben?
Komisch. Denn schon mit jedem Menschen kommt ja etwas nie Dagewesenes, unvergleichlich Neues in die Welt. Ein Anderer hat, was ich nicht habe – und andersherum. Das ist das Schmerzliche an unserer wunderbaren, aber ständig verharmlosten Vielfalt. Aber was einer hat, so lehrt die Kirche, hat er nicht nur für sich, sondern immer auch für die Anderen. So ist es auch mit den Christen.
Von etwas Neuem spricht Jesus im heutigen Evangelium: „Ein neues Gebot gebe ich Euch: Liebt einander!“ (Joh 13,34) So verkürzt scheint der Satz zu sagen, die Nächstenliebe sei das eigentlich Neue der Botschaft Jesu. Aber auch andere Religionen lehren die Nächstenliebe und auch nichtchristliche Organisationen haben sie auf ihre Fahnen geschrieben.
Das Neue finden wir im nächsten Satz: „Wie ich Euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34) Ihr sollt nicht einfach nur nachmachen, was ich vorgemacht habe, sagt Jesus an dieser Stelle. Vielmehr sollt ihr aneinander tun, was ich an euch getan habe, einander sagen, was ich euch sagte, einander geben, was ich euch gab.
Jesus gibt seinen Jüngern „ein Beispiel“ als er ihnen die Füße wäscht (Joh 13,15). Aber er ist mehr als ein Vorbild, das uns doch ständig überfordern würde. Denn Jesus verändert die Jünger durch das, was er tut, weil er es ihnen tut. Die Jünger haben der Liebe Gottes nicht nur von weitem zugeschaut, sondern sie haben sie erkannt, erfahren und angenommen (vgl. 1 Joh 4,16). Wo das geschieht, wird ihre Sicht die von Angesehenen, ihre Sprache die von Angesprochenen und ihre Liebe die von Geliebten. In dieser teilt sich die angenommene und bezeugte Liebe Gottes ihren Nächsten mit. Denn Gott will unsere Nächsten nicht ohne uns lieben. Und uns nicht ohne unsere Nächsten.
Nicht das Kennen, sondern die Annahme der Liebe Gottes ist es, die uns zu Liebenden macht. Das ist neu.
Fra‘ Georg Lengerke
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