Ein Brief, der mich freute Apg 15,22-31

Soll die Kirche Jesu Christi eine innerjüdische Gruppe bleiben oder eine die Welt umspannende Gemeinschaft werden? Es gibt heftigen Streit. Am Ende treffen „die Apostel und die Ältesten“ in Jerusalem eine einmütige Entscheidung und schicken einen Brief nach Antiochien. Die Adressaten freuen sich. Warum?

1. Der Brief wird geschrieben von Menschen, die hart miteinander gerungen haben. Zugleich hören sie aufeinander und auf den Heiligen Geist. Dann heißt es am Ende: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen…“

2. Eine negativ formulierte Nachricht kann unter Umständen erfreulicher als eine positiv formulierte sein. Denn die negative legt mich nicht auf etwas fest, was gilt, sondern sagt mir, was nicht gilt (hier: Beschneidung und Gesetz). So hält es den ganzen verbleibenden Raum der Freiheit offen.

3. Zum Glauben an Christus führt nicht ein langer Weg zu erfüllender Regeln und Kriterien. Der Weg zu Gott kurz ist geworden, weil Gott uns auf ihm entgegengekommen ist, um den langen Weg mit uns zu gehen.

4. Der Brief schildert das Minimum des gemeinsamen rituellen Rahmens von Juden und Heiden. Damit verbindet er die polarisierten Lager in dem Raum, in dem die neue Gemeinde wachsen kann. Das funktioniert, weil sich aus beiden Lagern genügend Leute darüber einig sind, wer Jesus für sie ist und wer sie für Jesus sind.

5. Der Brief wird überbracht und mündlich erläutert von Zeugen, von Christen, „die ihr Leben für Christus eingesetzt haben“, die mit ihrem Leben für das Wort und das Wirken Jesu Christi bürgen.

Von solchen Leuten würde auch ich mir was sagen lassen. Über einen solchen Brief würde auch ich mich freuen.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie