„Wie ausgewechselt“ nennen wir jemanden, in dem eine uns unerklärliche Veränderung stattgefunden hat. Er ist noch derselbe. Doch die Veränderung ist so, dass wir sie nicht aus dem ableiten können, was wir von ihm kennen.
Der heilige Paulus ringt um die Worte für das, was mit ihm geschehen ist, seit er an Christus als den verheißenen Gesalbten Gottes glaubt. Es ist eine Veränderung seines Selbstverständnisses, der Begründung und des Sinns seines Lebens. Er ist nicht mehr der Alte.
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“, so beschreibt Paulus diesen Wandel. Damit ist nun nicht gemeint, das Paulus seine Identität oder Personalität aufgegeben hätte und nun – gewissermaßen ausgekernt – nur noch die Hülle für Leben und Gegenwart Jesu Christi wäre.
Ich bin öfters dem Missverständnis begegnet, wir müssten uns beim Beten des eigenen Willens irgendwie entledigen, damit Christus in uns wollen kann, was wahr und gut und richtig ist. Aber wozu hätte Gott mir dann einen Willen gegeben? Doch dazu, dass ich vereint mit ihm will, was wahr und gut und richtig ist. Und zwar mutig, stark und widerständig.
Paulus sagt: „Ich bin dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe.“ Mich gibt es nicht mehr als den, für den Sinn und Ziel die Einhaltung von Vorschriften und das eigene Gutsein ist. Dieses Wollen in mir ist (zusammen mit dem Gekreuzigten) gestorben. Mir geht es (zusammen mit dem Auferstandenen) um das Bleiben in der Zuwendung Gottes und um seine Güte.
Darin ist Paulus mit Christus eins. Das ist das Leben Christi in Paulus. Und so wird aus einer Karikatur des Paulus wirklich Paulus selbst.
Wie ausgewechselt.
Fra‘ Georg Lengerke