Umdenken Mk 1,12–15

Beim Umkehrruf Jesu geht es um mehr als um eine bloße Kurskorrektur. Es geht um eine „Metanoia“, ein Umdenken.

Metanoia bedeutet Hinkehr des ganzen Menschen zu Gott und von Gott her zur Welt: im Denken und Empfinden, im Wahrnehmen und Entscheiden, im Reden und Tun.

Wenn von Umkehr die Rede ist, scheint mir dreierlei wichtig:

1. Metanoia bedeutet Umdenken. Zur christlichen Spiritualität gehört also nicht nur das Fühlen, sondern auch das Denken. Die Alleinherrschaft des Fühlens führt auch geistlich in die Sklaverei. Geben wir dem Denken seine Daseinsberechtigung als Deuterin des Fühlens zurück. Wir sollen bedenken, was wir empfinden, und empfinden, was wir bedenken.

2. Wo von Umkehr gesprochen wird, ist zuerst vom Ziel der Hinkehr und dann von der Notwendigkeit der Abkehr zu reden. Wo von Gott nicht mehr oder unangemessen gesprochen wird, wird Er zur Karikatur. Und dann wird die Abkehr von der Karikatur Gottes die letzte verbleibende Umkehr sein.

Aber das Evangelium Jesu sagt uns, dass das Leben mit Gott befreiend und spannend, leidenschaftlich und froh machend, alles kostend und alles schenkend, verheißungsvoll und nicht selten auch humorvoll ist.

3. Umkehr bedeutet schließlich nicht, ein Anderer zu werden als ich bin. Sie bedeutet just das Gegenteil: dass ich aufhöre, ein Anderer zu sein als ich bin. Umkehr bedeutet den Weg aus der Entfremdung (Sünde) in jene ursprüngliche Identität, die wir von Gott empfangen haben und vor Gott auch wieder finden und um zum Vorschein bringen werden.

Erleuchte mein Denken,
dass ich verstehe, was ich fühle,
und fühle, was ich verstehe.
Gib, dass die Freude an Dir
mir mein Fremdeln verleidet.
Und lass mich schon hier zu Dir
nach Hause finden,
wo ich werde,
der ich bin.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie