“Heimnachteil“ Mk 6,1b-6

Im Fußball sind „Heimsiege“ häufiger als „Auswärtssiege“. Das liegt am sogenannten „Heimvorteil“, also der Unterstützung der Fans oder der Vertrautheit mit örtlichen Gegebenheiten.

Den Heimvorteil gibt es auch im Leben einzelner. Familie, Nachbarschaft und Kommune sind stolz auf sich und „ihr“ Kind, das sportlich, musikalisch oder sonstwie begabt und erfolgreich ist.

Der Heimvorteil gilt, solange ein Kind fürseine Heimatstadt spielt aber nicht gegensie. Spielte es in einem fremden Verein gegen die eigene Stadt, sähe es vermutlich schon anders aus. Besonders, wenn der fremde Verein gegen die Heimatstadt gewinnt.

Für jemanden, der etwas zu sagen hat, gilt der Heimvorteil, solange er für seine Stadt spricht. Schwieriger wird es, wenn er zu seiner Stadt spricht. Gänzlich unwahrscheinlich ist der Heimvorteil, wenn einer gegen seine Stadt spricht.

Ein Prophet hat keinen Heimvorteil, sagt Jesus in seiner Heimat. „Woher hat er das alles?“, fragen die Nazarener. Jedenfalls nicht von uns. Wir kennen ihn doch und seine Herkunft und seine Prägung.

Da ist etwas Fremdes und Mächtiges in ihm, das nicht von ihnen kommt, das nicht seiner Herkunft entspringt. Etwas, das sie übersteigt und vermutlich die Macht hat, sie zu verändern.

Ich glaube, dass es Jesus bis heute so in seiner Kirche geht, wo man ihn bloß als Weisheits- und Lebenslehrer zu kennen und über ihn bescheid zu wissen meint. Göttliche Macht darf er nicht haben, wenn er einer von uns sein soll.

Zwei Adressen werden uns genannt, wo diese Macht gleichwohl ankommen und wirken kann: bei den Kranken und in den benachbarten Dörfern. Bei denen also, die sich nach seiner Heilsmacht sehnen, und bei jenen Gemeinschaften, die nicht von ihrem allzu verwandtschaftlichen Bescheidwissen und Auskennen am Glauben an Christus gehindert werden.

Vielleicht sollten wir uns bei denen mal umschauen.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie