Wo‘s uns um Gott und Gott um uns geht (Fronleichnam)

22.06.2025    1 Korintherbrief 11,23-26

Adolph von Menzel, Fronleichnamsprozession in Hofgastein (1880, Ausschnitt)

Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! (1 Kor 11,24)

Was mögen sich Fremde denken, wenn sie uns Christen sehen, wie wir an Fronleichnam mit einem Stück Brot im goldenen Schaugerät unter einem Himmel aus Brokat bunt und festlich singend und betend durch die Straßen ziehen?

Manchen wird es egal sein. Andere werden sich wundern. Welche werden es verachten oder vielleicht glückliche oder schmerzliche Erinnerungen damit verknüpfen. Und einige werden bewegt sein – oft ohne sagen zu können, wovon und wohin.

Von einer solchen inneren Bewegung hat mir mal jemand erzählt. Ich hatte vor Jahren morgens in der Malteserkommende Ehreshoven die Heilige Messe gefeiert. Hinten stand ein Mann, der die Messe hellwach und respektvoll verfolgte, aber offensichtlich mit ihr nicht vertraut war.

Später sah ich ihn im Speisesaal wieder und wir kamen ins Gespräch. „Wissen sie“, sagte er in wunderbarem Sächsisch, „ich bin nicht im christlichen Glauben aufgewachsen. Und ich weiß nicht, wann ich zuletzt in einem Gottesdienst war. Aber heute morgen, da gab es einen Augenblick, der hat mich zu Tränen gerührt.“ „So?“, fragte ich. „An welcher Stelle war das?“ „Nun, als sie nach dem Abendmahl die Gefäße gereinigt haben, so dass kein Tropfen und kein Krümel verloren geht, da habe ich gedacht: Da geht’s um Gott.“

Seitdem habe ich keine Heilige Messe gefeiert, in der ich nicht an den Mann und sein Wort gedacht habe: „Hier geht’s um Gott.“ Aber am Folgetag fiel mir an der Stelle etwas ein, was ich ihm gerne noch gesagt hätte.

Es ist wahr: In der Eucharistie geht’s um Gott. Aber warum? Weil es Gott in der Eucharistie um uns geht. Und zwar ganz und gar. So sehr, dass er im Sakrament an unserem Leib und Leben teilnimmt, um uns teilzugeben an seinem Leib und Leben.

An Fronleichnam gehen wir nach draußen auf die Straßen und sagen den Menschen: Hier geht es um Gott, weil es Gott hier um uns und um euch geht. Und weil es Gott hier um uns und euch geht, soll es uns mit Gott umeinander gehen, damit seine Liebe zu allen Menschen kommt und die Welt durch ihn heil wird, der uns sagt, dass er das Brot des Lebens sei.

Fra‘ Georg Lengerke