Die Begegnung des Philippus und des äthiopischen Hofbeamten ist eine „Mitfahrgelegenheit“ – auch für den Beamten. Denn der hat Fragen.
Die apostolische „Mitfahrgelegenheit“ ist für viele in der Kirche zu einer „Mitfahrverlegenheit“ geworden. Die einen finden, die Kirche müsse sich mit den Menschen auf den Weg begeben, ohne nach Ziel und Richtung zu fragen oder gar über sie Auskunft geben zu wollen. Die anderen finden, die Leute sollten sich am besten einfach in den Wagen der Kirche setzen, wenn sie sicher sein wollten, ans Ziel des Lebens zu kommen. Diese werfen jenen Mitläufertum vor. Jene klagen diese der Vereinnahmung an.
Philippus tut nichts von all dem. Er stellt die Frage, die den Kämmerer bereits umtreibt: „Verstehst du, was du liest?“ Der Gefragte ist ein „Gottesfürchtiger“, ein Heide, der – ohne zum Volk Gottes zu gehören – dennoch nach dem Gott Israels fragt: Von wem redet der Prophet? Von wem redet die Geschichte Israels? Von wem redet mein Leben?
Philippus fährt nicht mit um des Mitfahrens willen. Sondern um nach der Frage des Anderen zu fragen – und um die Schrift und das Leben als Offenbarung Gottes deuten zu helfen.
Die Gelegenheit der Wasserstelle wird für den Kämmerer zum Anlass, und er bittet um die Taufe. Hier wird die „Mitfahrgelegenheit“ zur „Mitabstiegsgelegenheit“ für Philippus. Hinab ins Wasser, in die Gemeinschaft mit Christus zu den Menschen hin. Wer nur mitfahren, aber nicht mitabsteigen will, muss sich nicht wundern, wenn er zum Mitläufer wird.
Mein Vater hat mich im Aufbruch einmal auf die alte Lutherübersetzung von Vers 39 hingewiesen: Der Kämmerer „zog aber seine Straße fröhlich.“
Fra‘ Georg Lengerke