Vom Ein- und Ausatmen der Kirche Apg 8,1b-8

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Ich bin in der Diaspora aufgewachsen. Für uns Kinder hieß das: wenige, vor allem ältere Katholiken unter vielen anderen Menschen. Es war nicht viel los. Irgendwie war schon damals etwas die Puste raus.

„Diaspora“ gab es schon in der frühen Kirche. Die Kirche wird verfolgt und soll zerstört werden. Die Gläubigen zerstreuen sich (diesparesan) in Judäa und Samarien. Diese Zerstreuung (Diaspora) ist leidvoll. Sie bedeutet Verlust der Lebensgrundlagen und unsicheres Leben in der Fremde.

Von den Zerstreuten wird jedoch gesagt, sie „zogen umher und verkündeten das Wort“. Diaspora bedeutet eigentlich die Ausstreuung der „Sporen“, also der Samenkörner, die auf die Erde fallen, um dort Wurzeln zu schlagen, zu keimen, zu wachsen und Frucht zu bringen. Wo die Auseinandergetriebenen Träger der Botschaft sind, wird die Aussaat zur Sendung. Wo sie nur überleben wollen, ist die Zerstreuung das Ende der Kirche.

Damit Menschen in der Diaspora Träger der Botschaft sind, muss zur Sendung die Sammlung kommen. So wie der Körper das Ein- und Ausatmen braucht.

Wo die Kirche gesammelt wird, wird sie zu jener Gemeinschaft aufgebaut, die den auferstandenen Herrn feiert und darstellt. Wo sie gesendet und ausgestreut wird unter die Leute, wird sein Wort und Wirken für die Menschen erkennbar und erfahrbar. Es braucht beides – wie beim Atmen. Wer nur ausatmet, dem geht die Puste aus.

Du bist
ein wenig kurzatmig geworden,
liebe Mutter.

Wo Du einatmest,
finden wir einander
und Sein Wort.

Wo Du ausatmest,
findet Sein Wort
mit uns die Menschen.

Immer schön weiteratmen,
tief ein- und ausatmen.
Solange Du atmest, Mutter,
lebt die Welt.
Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie