Über Weihnachten war mein 9jähriger Neffe Sylvester mit Eltern und Geschwistern im Libanon, um das Fest mit schwerstbehinderten Freunden aus einem dortigen Heim zu feiern.
Nach der Rückkehr fällt ihm vor dem Schlafengehen eines der dortigen Lieder ein: „Walk in the Light“. Doch irgendwie wollte der Refrain nicht zu der familiären Verwerfung und dem Schmerz seines gleichaltrigen Schützlings Youssef passen. Er fragte: „Müssten wir nicht eigentlich singen: ‚Walk in the Dark and bring the Light‘?“
Beim Propheten Jesaja lesen wir heute von beidem: davon, dass Menschen im Licht gehen, das ihnen von Gott aufgeht, und davon, dass sie und die Völker, die zu ihnen kommen, selbst licht und hell werden: „Werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.“ (Jes 60,1)
Für die ersten Christen begann sich diese Prophetie zu erfüllen, als die Weisen aus dem Morgenland das Kind in der Krippe finden (Mt 2,11). Mit ihnen kommen die Völker aus der Dunkelheit zu Gottes Licht, um so selbst licht und hell zu werden für das Dunkel, aus dem sie kommen.
Wie dem natürlichen Licht, so können wir uns auch dem Licht, das Christus ist, entziehen. Nur wer sich Ihm stellt, wird sich selbst und seinen Nächsten in Seinem Lichte sehen. Dann wird beides wahr: Wir werden licht, wo wir in Seinem Lichte gehen.
So wie der Raum im All schwarz aussieht, obwohl die Sonne scheint. Hell wird es erst, wo ihre Strahlen auf etwas fallen, das dem Licht ausgesetzt ist.
Lieber Sylvester,
heute bete ich,
dass Du ein Ritter des Lichtes Christi wirst
und dort, wo es dunkel ist,
in Seinem Lichte gehst.
Dann wirst Du Licht zu Youssef
und all denen bringen,
die im Dunkeln sind.
Fra‘ Georg Lengerke