„Zu wem betest Du?“ (Dreifaltigkeitssonntag) Röm 8,14-17

„Zu wem betest Du eigentlich?“, fragt mich neulich jemand. Einen Moment bin ich irritiert. „Ich frage mich nämlich, ob ich zum Vater oder zum Sohn oder zum Heiligen Geist beten soll.“

Gut, das mit der Trinität ist kompliziert, irritierend und missverständlich. Die Christen hätten sich viel Ärger erspart, wenn sie auf diesen Gedanken verzichtet hätten. Nur gäbe es dann gar keine Christen. Denn sie haben sich das mit der Dreifaltigkeit ja nicht ausgedacht. Trinität ist gerade die Weise, wie Gott sich offenbart und verständlich macht.

Trinität bedeutet nämlich, dass der eine Gott selbst zu uns kommt und uns von Gott erzählt – von einem Anderen, der jedoch nichts Anderes ist als der Eine Gott.

Wenn Gott uns von sich erzählt, dann ist der Vater der Ursprung, der die Welt erschafft und erhält und uns den Sohn sendet. Dem Vater verdanke ich, was ich bin.

Der Sohn lässt sich vom Vater senden, offenbart den Vater und sagt, was er vom Vater hört. In Jesus wird Gott in allem wie ich – außer der Sünde. Damit ich auch ich werde wie ich von Gott her bin. Jesus hat meine Entfremdung überwunden und meinem Tod die Macht genommen.

Der Geist reinigt, erleuchtet und ermächtigt. In seinem Licht erkenne ich an Jesus, dem Sohn, wer und wie Gott ist. Er betet in mir und mit mir. Und er ermächtigt uns, in seiner Kraft von Gott zu sprechen und mit Gott zu lieben.

Der dreifaltige Gott steht uns nicht bloß gegenüber und ist auch nicht bloß irgendwie in allem da. Er offenbart sich uns als Mensch und nimmt uns zu sich, damit wir Töchter und Söhne im Sohnwerden.

Ich bete zum dreifaltigen Gott, der sich offenbart und zugleich unergründlich ist. Ersteres ist mein Glück und zweiteres heilsam irritierend.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie