Allein für dieses Leben?

16.02.2025    1 Korintherbrief 15,12.16-20

Allein für dieses Leben?

(Hinweis: Ich bin dieser Tage daran erinnert worden, dass die BetDenkzettel an ihrem Beginn deutlich kürzer waren. Gerne folge dem Rat, sie auch wieder kürzer zu halten. Dann bekommen sie auch wieder mehr das Zettel-Format, das der Titel dieser Reihe verspricht. Viel Freunde damit.)

„Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle andern Menschen.“ (1 Kor 15,19)

Angenommen, die Auferstehung Christi hätte nie stattgefunden. Was wäre für dich anders?

Nichts, sagen die einen. Ob sie wahr ist oder nicht, kann nicht gesagt werden und ist auch nicht wichtig. Entscheidend ist nicht der Wahrheitsgehalt der Botschaft, sondern ihre Wirkung. Sie gibt Trost, nimmt die Angst und macht frei. Was gut tut, zählt. Und was frei macht, ist die Wahrheit.

Alles, sagen die anderen. Wenn die Botschaft nicht wahr ist, dürfen wir sie nicht weitersagen. Sonst stünden wir als falsche Zeugen („Pseudomartyres“) da, schreibt Paulus den Korinthern, die Botschaft wäre irrelevant, unser Vertrauen vergeblich, der Glaube nutzlos, die Schuld der Menschen unverzeihlich, die Sünde unaufhebbar und die Toten wären verloren.

Reden wir nicht mehr davon, sagen die dritten. Und halten sich für Streitschlichter der beiden anderen Gruppen. Taten sind wichtiger als Worte, sagen sie. Riskieren wir nicht, für radikal, weltfremd oder verrückt gehalten zu werden. Beschränken wir uns auf „dieses Leben“, für das Jesus das beste Vorbild, der weiseste Lehrer, der beste Freund ist. Mehr braucht es nicht. Die Kirche kann auch ohne konfessionell verengte Spekulationen über das Jenseits für die Menschen da sein.

Aber was ist mit den Armen, den Hungernden, und den Weinenden, was mit den Verachteten und Zerschlagenen und den von eigener und fremder Schuld Zerdrückten? Was ist mit denen, deren Leid „allein in diesem Leben“ nicht gewendet, deren Wunden nicht geheilt und deren Schuld hier nicht vergeben wird? Jesus nennt sie „selig“. Und ja, diese Seligkeit beginnt in „diesem Leben“ mit der Begegnung mit ihm. Aber sie geht in diesem Leben nicht auf.

Und was ist mit denen, deren Lebenszeugnis über „dieses Leben“ hinausweist? Sie haben in diesem Leben den Vertrauensschritt in das Mitleben und Mitlieben mit Christus gemacht. Sie verbürgen sich dafür, dass Gott in Jesus Christus einen jeden Menschen unsterblich liebt, eines jeden Menschen Tod stirbt und mit ihm in ein Leben geht, über das der Tod keine Macht mehr hat. Von denen sagt Paulus: Wenn die Hoffnung auf Christus „allein für dieses Leben“ reicht, dann war ihr Leben vergeblich und sie sind „erbärmlicher daran als alle andern Menschen“.

Am Mittwoch hörte ich im Deutschen Requiem von Brahms: „Herr, lehre doch mich, dass […] mein Leben ein Ziel hat“. Das Ziel ist die unsterbliche Liebe Gottes. Sie kommt zu uns, damit wir zu ihr kommen. Sie gibt „diesem Leben“ Richtung und Sinn. Ohne sie wüsste ich nicht, was von meinem Leben übrig bliebe. Sie hat sich bewährt. Deshalb glaube ich ihr – über dieses Leben hinaus.

Fra’ Georg Lengerke

BetDenkzettel 
Georg Lengerke

Der BetDenkZettel ist eine Reihe kurzer Bet- und Denkimpluse zu einem Wort aus den Schriftlesungen der Liturgie von Fra Georg Lengerke.

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