06.04.2025 Philipperbrief 3,8-14
Wofür hast du gebrannt, das dir heute Asche ist? Was wolltest du unbedingt erreichen, woran du heute vorbeigehst? Und was hast du belächelt oder bekämpft, das dir heute heilig ist?
Fragen wie diese stellt sich der Apostel Paulus, wenn er der Gemeinde in Philippi von der Bedeutung schreibt, die die Erkenntnis Jesu Christi, die Gemeinschaft mit ihm und die von ihm kommende Gerechtigkeit für sein Leben hat. Verglichen damit, sagt Paulus, sind ihm alle „irdischen Vorzüge“ als „Verlust“ vorgekommen: seine Herkunft, seine Begabung und Bildung, sein moralischer Eifer und seine Unbescholtenheit vor dem Gesetz des Volkes Gottes.
„Ja, noch mehr“, schreibt er, „Ich halte dafür, dass alles Verlust ist, weil die Erkenntnis Christi Jesu meines Herrn, alles überragt.“
Als Paulus erkennt, wer Jesus Christus für ihn ist, und wer er, der wütende Christenverfolger, für Jesus Christus ist, eröffnet sich für ihn eine neue Perspektive auf sein bisheriges Leben, seine Entscheidungen und seine Zukunft. „Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm erfunden zu werden.“
Es geht für Paulus in der Beziehung zu Christus nicht nur um etwas vergleichsweise Wertvolleres als alles Vorherige. Die Gemeinschaft mit Christus ist vielmehr etwas Unvergleichliches, das alles Erfahrene und Erhoffte in einem neuen Licht erscheinen lässt. Es geht um ein Leben, das zuerst gegeben und erst dann geführt wird. Um eine Gerechtigkeit, die zuerst geschenkt und erst dann – als dankbare Antwort – auch vollbracht wird.
Der Kapuziner und Kardinal Rainiero Cantalamessa hat dafür ein schönes Bild gefunden:
Ein Mann geht nachts mit einer brennenden Kerze durch den Wald. Seine ganze Sorge gilt der Bewahrung der Flamme. Die Flamme ist ein Bild für seine Erkenntnis und seine Gerechtigkeit. Langsam geht der Morgen auf und bald taucht am Horizont in einem herrlichen Fest kosmischen Feuers die Sonne auf und offenbart die Welt in unvergleichlichem Licht.
Was früher das Licht war, gehört jetzt zum Beleuchteten. Jetzt zeigt sich die ganze Wirklichkeit von woanders her. Von dort her kommen die Erkenntnis und die Gerechtigkeit. Der Mann braucht die Kerze nicht mehr. Er lässt sie zurück und streckt sich aus nach dem Licht, das Gott ist, und nach der neu erkannten Welt, die Gott ihm zeigt.
Fra’ Georg Lengerke
BetDenkzettel