Was sich von allein erledigt Apg 5,34-42

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In seinem Buch „Dinge geregelt kriegen“ (2008) schreibt Sascha Lobo, dass Prokrastination (Aufschieben) in vielen Fällen nicht das Problem, sondern die Lösung sei. Die meisten Dinge erledigten sich von ganz allein.

So ähnlich klingt die Intervention des Gamaliël im Hohen Rat, dem Wirken der Apostel einstweilen Gottes Lauf zu lassen: „Wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie [diese Männer] nicht vernichten.“

Das heißt nicht, dass Abwarten in jedem Fall das Gebot der Stunde sei: Gott sucht und wirbt um Mitwirkende, die seine Initiative vernehmen und annehmen, kraftvoll wollen und umsetzen. So beginnt Gott seine Sachen in der Kirche und der Welt. Mancher hat schon Lebensentscheidungen aufgeschoben, bis sie nicht mehr getroffen werden konnten.

Und es gehört zu unserer Freiheit, dass wir die Initiativen Gottes verwerfen können. Bis dahin, dass Menschen den Mensch gewordenen Gott zu Tode foltern. Auch daraus kann Gott noch Großes entstehen lassen. Aber das Wunder Gottes heiligt nicht unsere Verweigerung, sondern holt sie ans Licht.

Was in der Kirche nicht von Gott stammt, sagt Gamaliël, wird zerstört werden. Selbst wenn es reich, mächtig und allgemein anerkannt ist. Je fester wir uns daran halten, umso länger und schmerzhafter werden die Sterbeprozesse sein.

Derweil ist mir der Rat des Gamaliël dort eine Mahnung, wo ich zu schnell meine Ordnung in die Kirche um mich herum bringen will.

Und er ist mir dort ein Trost, wo ich im Kleinen versuche, der geglaubten Initiative Gottes treu zu sein, auch wenn es aussichtslos erscheint.
Fra‘ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie