Die Vertreibung von Paulus und Barnabas aus Pisidien beschreibt einen Wendepunkt in der frühen Kirche. Sie markiert einerseits den Aufbruch zu den Heiden und andererseits den Abbruch mit den Juden. Der ursprüngliche Gedanke der Kirche aus Juden und Heiden, in der alle Völker Anteil an dem einen Volk Gottes bekommen, tritt zurück. Aus einer Kirche aus Juden und Heiden wird eine Kirche aus Heiden statt Juden. Dieser Bruch ist eine Wunde bis heute.
Gegenwärtig besteht eine ähnliche Gefahr. Es gibt in der Kirche die, denen das Evangelium anvertraut und scheinbar egal ist. Und es gibt inner- und außerhalb der Kirche jene, die nach dem Evangelium und dem „christlichen Unterschied“ fragen und keine Antwort bekommen.
Viele kehren der Kirche heute ja nicht etwa deshalb den Rücken, weil sie scheinbar weltfremd aus den Quellen des Ursprungs lebt und in Wort und Tat ein störendes Zeugnis für die Würde des Menschen gäbe.
Sondern deshalb, weil sie in ihr statt einer relevanten Verkündigung und einer zeugnishaften Lebensform oft nur eine traditionelle Vereinsmeierei oder die Unternehmenskultur eines Sozialkonzerns vorfinden.
Ein Bruch wie der zwischen Juden und Heiden in der Kirche des Anfangs lässt sich zwischen Insidern und Outsidern heute nur dann vermeiden, wenn sich in der Kirche genügend Mutige finden, die nach den fragenden Outsidern suchen, die sich über das Evangelium freuen würden.
Wenn die dazu Bereiten nicht wie Paulus und Barnabas aus der Kirche vertrieben werden, dann besteht auch für die gelangweilten Insider eine Chance, sich dank der Fremden wieder an Gott freuen zu können.
Fra‘ Georg Lengerke