Am Tag nach dem Herz Jesu Fest feiert die Kirche den Gedenktag des unbefleckten Herzens Mariens. Ihr Herz ist ein Herz nach dem Herzen Gottes. Die Tradition nennt es „immaculatus“ – „unbefleckt“.
Unbefleckt bedeutet nicht unversehrt. Wer alles tut, um sein Herz vor jeder Verletzung zu bewahren, wird es allen entziehen, weil von allen Verletzung droht. Wer aber sein Herz allen entzieht, der bleibt allein und dessen Herz verdorrt.
Unbefleckt bedeutet ungetrübt von allem, was Gottes Güte wiederspricht. Am Ende der Wiederauffindung Jesu im Tempel heißt es von Maria, sie „bewahrte all die Worte in ihrem Herzen.“
„All die Worte“ waren vor allem Fragen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Herzensreinheit bedeutet nicht, keine Fragen mehr zu haben, sondern die Antworten unterscheiden zu können.
Maria bewahrt die offene Frage und die begonnene Antwort Jesu im Herzen. Das gehört zu unserem Lernweg der Verbundenheit mit dem Herzen Jesu dazu: dass wir die Antworten auf unsere Fragen unterscheiden und entscheiden, was wir in unserem Herzen bewahren und was nicht; was wir uns „zu Herzen nehmen“ und was nicht; welchen Stimmen und Bildern wir in unseren Herzen Macht geben und welchen nicht.
Wer hier nichts entscheiden mag, dessen Herz wird zu einer heruntergekommenen Behausung für alles und jeden. Ein Haus ohne Hüter, in dem er selbst irgendwann nur noch ein ungern gesehener Gast ist.
Es geht am heutigen Fest nicht um irgendeine fromme Grille. Es geht um die Wiedergewinnung der Souveränität über unsere Herzen. Und darum, dass wir Souveräne von Gottes Gnaden und nach Gottes Herzen werden.
Fra‘ Georg Lengerke