Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden (Mt 5,4).
Traurigsein ist keine Bedingung für Seligkeit. Und Verzagtheit ist keine Gabe des Heiligen Geistes (2 Tim 1,7). Die Trauernden sind nicht selig, weil sie trauern, sondern weil sie getröstet werden. Daran ist umso mehr zu erinnern, je größer die Versuchung zum Besorgt- oder Gekränktsein in der Kirche und der Gesellschaft ist.
„Selig, die Leid tragen“ steht in der Übersetzung Luthers. Bis zu einem gewissen Grad können und sollen wir entscheiden, welches Leid, welche Trauer wir eigentlich tragen sollten, und welche nicht. Gründe, traurig oder verletzt zu sein, gibt es immer und überall. Aber viele davon gehen uns einfach nichts an oder sind nicht so schlimm wie es unsere Empfindlichkeit (oder „mangelnde Resilienz“) uns weismachen will.
Die Trauernden, die Jesus seligpreist, sind jene, die ihr Leid und ihre Trauer erkennen und annehmen. Denn das andere Extrem gibt es ja auch: Jene Christen, die nicht mehr traurig sein können oder ein gesundes Schmerzempfinden verlernt haben – entweder weil sie keine Schwäche zeigen können oder wollen oder Trauer für unvereinbar mit der Erlösung Jesu Christi halten.
Aber Erlösung und Trost geschehen ja gerade dort, wo Gott sich des Menschen in seiner Schwachheit und Traurigkeit annimmt. Das beginnt in der tröstlichen Zuwendung von Menschen und vollendet sich endgültig dort, wo Gott sich als der gekreuzigte Mensch in die abgründigste Traurigkeit der Gottverlassenheit des Menschen begibt.
Sende den Trauernden Deinen heiligen Geist,
den „besten Tröster“,
und sei uns nahe
in Deinem Sohn.
Damit wir zu Dir finden,
zusammen mit Maria,
der Trösterin der Betrübten.
Amen.
Fra‘ Georg Lengerke