Anfängerin der Welt (Weihnachten IV) Lk 2,16-21

Heute morgen sind wir alle Anfänger. Zumindest was dieses Jahr angeht. Aber was werden wir anfangen mit diesem Jahr? An den Jahresbeginn stellt die Kirche Maria, die Anfängerin der Welt.

Keiner von uns hat sich selbst angefangen. Wir alle sind angefangen worden. Auch Maria wurde angefangen. Und von da an hat sie sich anfangen lassen. Auf der Kirchentreppe meiner Kaplanspfarrei saß mal ein trauriges Kind. Auf meine Frage, was denn sei, sagte es: „Niemand hat mich angefangen!“ Der Mensch wird lebendig, wenn jemand mit ihm spielt. Gott fängt uns an. Und er weiß mit uns etwas anzufangen. Jeden Tag. Wir brauchen uns nur von ihm anfangen zu lassen.

Maria hat angefangen. Aber wer an‑fängt, was fängt der eigentlich? Wer anfängt, der fängt, was beginnen soll oder will. Maria hat an‑gefangen, indem sie emp‑fangen hat. Ich bitte Gott heute nicht nur, dass Er mich vor dem Bösen bewahrt. Ich bitte ihn, dass ich die Dinge so empfange und anfange, wie er es will – das Gute und das Übel, das Schwere und das Leichte, das Frohe und das Traurige.

Das können wir, weil Maria uns Menschen den göttlichen Anfang geschenkt hat. Das Tagesgebet sagt, Maria habe uns den „auctor vitae“, den „Urheber des Lebens“ geboren. Durch sie kommt der Neuanfang unseres Lebens als ein Mensch zu uns.

Von den Hirten heißt es, sie hätten mit Maria und Josef auch das Kind in der Krippe gefunden, von dem ihnen erzählt worden war. Christsein heißt, dieses Menschenkind suchen und finden und mit ihm leben.

Wo wir das tun, da fängt Er uns an, da weiß Er mit uns etwas anzufangen, da emp-fangen wir von Ihm, was wir mit Ihm an‑fangen können – auch dieses neue Jahr und was es bringen mag.

Fra’ Georg Lengerke

Schott Tagesliturgie