Als die Zuhörer Jesu Hunger bekommen, stellt er seine Jünger mit einer Frage „auf die Probe“: „Wo sollen wir Brot kaufen?“
Aber worin besteht denn die Probe? Und haben die Jünger sie bestanden?
Die Geschichte hätte auch so weitergehen können: Die Jünger antworten dem Herrn: „Kein Problem, wir kümmern uns drum, ruh du dich aus.“
Sie stellen fest, dass ihr Geld nicht reicht und erheben von allen eine Gebühr. Im nächsten Dorf finden sie den günstigsten Brotanbieter. Unten an der Straße machen sie einen Brotladen für die Reisenden auf. Sie wollen schließlich für alle da sein, nicht nur für die Zuhörer Jesu. Am Ende ist nicht nur Brot sondern auch Geld übrig. Der Service war erstklassig.
Das große Essen ist fast vorüber. Die Jünger stehen zusammen und einer fragt: „Hat eigentlich jemand dem Herrn Bescheid gesagt?“ – Es herrscht betretenes Schweigen.
Das Problem ist gelöst – aber die Probe nicht bestanden.
Doch im Evangelium bestehen die Jünger die Probe. Erstens, indem sie sich ihrem Mangel an Mitteln stellen.
Zweitens, indem sie sich einer scheinbar ungenügenden, verachteten Gabe erinnern: eines Kindes mit fünf Broten und zwei Fischen.
Und drittens, indem sie diese nicht ernst genommene Gabe Jesus zur Verfügung stellen.
Was sind die unterschätzten Gaben für den Hunger unserer Zeit? Es sind die Gaben jenes Kindes, in dem Gott ein Mensch geworden ist:
Die weltfremde Botschaft von dem einen Menschen, in dem Gott zu allen Menschen kommt.
Das peinliche Wort in seinem Namen, das bewirkt, was es sagt.
Das vergessene Versprechen, dass wir mit ihm alles wagen dürfen, weil er sterbend alles besiegt hat.
Der unmerkliche Hauch des Geistes, der Menschen zu Liebenden macht – wider den Hass.
„Bringt sie mir her!“, sagt Jesus von den unterschätzten Gaben in einer Parallelstelle (Mt 14,18).
Bringen wir sie ihm. Und teilen wir sie mit ihm aus. Sie reichen für alle – und für alles, was noch kommt.
Fra’ Georg Lengerke