Überall brennt’s. In Wäldern und auf Schlachtfeldern, in der Kirche und in der Politik, in Gesellschaften und in Familien und in ruhelosen Gedanken schlafloser Nächte.
„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen.“, sagt Jesus, „wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Das, so wird gesagt, hat uns gerade noch gefehlt, dass sich jetzt religiöse Fanatiker auf Jesus berufen und als „geistige Brandstifter“ anfangen, mit dem Feuer zu spielen.
Und das geschieht ja schon immer: Als die Apostel Johannes und Jakobus Feuer auf das samaritische Dorf herabrufen wollten, das Jesus nicht aufnahm (Lk 9,54), da standen sie Pate für all jene, die nach ihnen im Namen Jesu nichts Gutes – oder Gutes auf böse Weise wollen.
Auch in der Kirche kommt ja bis heute in allen Lagern jener Hass vor, der den Gegner verbrennt und um des Sieges willen notfalls auch die Kirche in Schutt und Asche legt.
Ist das gemeint, wenn Jesus sagt, er sei gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen?
Feuer vernichtet nicht nur. Es verlebendigt auch. Es ist dasselbe Sonnenfeuer, das in Trockenheit den Tod bringt und in Feuchtigkeit das Leben. Wir brauchen das Feuer. Feuer ist Energie. Feuer erleuchtet, Feuer reinigt, Feuer scheidet die Elemente, Feuer verwandelt und treibt an. Im wörtlichen und im übertragenen Sinn.
Wofür brennt Jesus? Jesus brennt für den Menschen, besonders für den erloschenen, den kleinen und unter die Räder gekommenen Menschen. Für den unschuldig Unterdrückten und den schuldigen Unterdrücker. Jesus brennt mit der Liebe des Vaters, die keinen verloren gibt, und er brennt für die „kommende Freude“ (heutige Lesung, Hebr 12,2), für die sich alles Leid und der Tod der Welt zu tragen lohnt.
Heute denke ich an dreierlei: dass ich brenne, wofür ich brenne und wie ich brenne.
Ich kann nicht machen, dass ich brenne. Aber ich kann mich dem Feuer verweigern oder nicht. Gehöre ich zu denen, die nicht brennen, nicht lieben und nicht leiden wollen, weil sie sich mal verbrannt und jetzt Angst vor dem Feuer haben?
Es kommt drauf an, wofür ich brenne. Leute brennen für alles Mögliche. Brenne ich nur für mich und das Meine, oder mit Ihm für die Seinen? Brenne ich für den Schein oder das Sein? Brenne ich für mein Überleben oder für Sein Leben mit uns durch den Tod hindurch?
Entscheidend ist schließlich, wie ich brenne. Wie viele werden in ihrem Eifer für das ursprünglich Gute ungerecht? Es ist besser Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun, lässt Platon den Sokrates sagen. Bin ich bereit, mich lieber selbst aus Liebe verbrennen zu lassen, als andere aus Hass zu verbrennen?
In wem eine Flamme der Liebe ist – und sei sie noch so klein, den wird die Angst vor den Feuern dieser Tage nicht so schnell zur Strecke bringen.
Fra‘ Georg Lengerke