02.07.2020
Die Begegnung Marias mit ihrer Verwandten Elisabeth rührt mich an. Aber sie ist keine Idylle. Das wissen die Mütter unter Euch am besten. Es ist der Anfang eines Dramas von größter Freude und größtem Schmerz.
Dieses Jahr denke ich bei dieser Szene an die jungen Mütter um mich. Und an die, die gerne Mütter würden. An die, die ein Kind erwarten und nicht wissen, wie es gehen soll. An die, deren Kind schon im Sterben liegt, bevor es geboren ist. An die, die vor Entscheidungen stehen, die keiner treffen kann und vor die sie keiner stellen darf. Und ich denke an die, die auch in Schmerzen guter Hoffnung sind.
Die beiden Mütter sind Trägerinnen von Frage und Antwort. Johannes ist die Frage. Jesus ist die Antwort. Es ist Johannes, der hüpft. Nicht Jesus. Von ihm hören wir nur, dass er da ist. Da für Johannes. Da für uns – „von Kindesbeinen an“.
Dieses Kind ist derselbe, der auf Golgatha sterben wird und an den Platz aller Leidenden und Sterbenden aller Zeiten und Orte geht. Er schreit unseren Schrei nach Gott und bekommt zu Lebzeiten keine Antwort. Die Antwort, die ergeht, ist der fragende Sohn selbst. Schon als Leidender – dann als Auferstandener.
„Wo ist Gott, wenn man ihn braucht?“, schreibt mir dieser Tage eine Mutter und Großmutter, der gerade ihr lebenslanges Beten vergeht. „Er ist dort, im Bauch der Mutter. Er ist ein Kind geworden, um eins zu sein mit dem Kind, das sterben wird“, überlege ich zu sagen.
Aber die Wahrheit klingt hohl, wenn ihre Stunde noch nicht da ist. „Die, die noch beten können, sollen es stellvertretend tun“, schreibt sie mir. Ich denke an Johannes. Und ich verspreche, es zu tun.
Fra‘ Georg Lengerke
BetDenkzettel